Ausgangslage und Anforderungen
Es gab unterschiedliche Anforderungen an das neue Heft: es sollte zeitgemäßer werden, die Gestaltung abwechslungsreich und die Bildsprache nicht zu kindlich sein. Dazu sollte “Hey You” ein realistisches Bild der Zielgruppe abbilden. Ergebnisse der Zielgruppenevaluation, durchgeführt von SGCH, dienten hierbei als wertvolle Grundlage.
In neun Kapiteln werden Themen rund um Sex, Liebe und Verhütung ausführlich und zeitgemäß für Jugendliche erklärt. Das Magazin schließt mit einem Quiz ab, das Fragen über die neun Kapitel stellt. Es erscheint in drei Sprachen: deutsch, französisch und italienisch – und wird in Schulen als gedrucktes Magazin zur Verfügung gestellt. Außerdem kann “Hey You” im Shop der SGCH (lediglich aus der Schweiz) bestellen oder als PDF herunterladen.
Gestaltungskonzept
Die beschriebenen Anforderungen bilden die Richtlinien für die Auswahl von Schriften, Farben, Bildern sowie den Aufbau des Layouts. Deswegen haben wir Grundsätze für die Gestaltung definiert: das Heft ist möglichst barrierearm, die Gestaltung ist vielfältig, bunt und abwechslungsreich, sie sollte niemanden ausschließen oder stigmatisieren und die Bildsprache repräsentiert ein diverses und realistisches Bild der Gesellschaft. Herausfordernd war das relativ breite Spektrum der Zielgruppe: Das Magazin soll Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren ansprechen.
Schriftkonzept
Für Fließ- und Mengentexte verwenden wir eine gut leserliche, serifenlose Fließtextschrift. Wir haben hier besonders auf Leserlichkeit (Schriftgröße, Zeilenabstand, Kontrast) im Hinblick auf Sehschwächen geachtet. Das Tool unter www.leserlich.info hat uns hierbei geholfen. Wichtig war uns auch bei der Schriftauswahl, dass Buchstabensymbole in der Schrift verwendet werden, die auch in der Schule gelernt werden (z. B. das einstöckige “a”) – und dass ein ruhiges Schriftbild entsteht.
Des Weiteren haben wir eine eigene “Hey You”-Schrift entwickelt, die unseren Ansprüchen an Individualität und Einzigartigkeit entspricht. Jeder Buchstabe ist individuell geschnitten. Wir wollten mit der Schrift einen organischen, fluiden Gesamteindruck erzielen. Wie nutzen sie für Inhaltsverzeichnis, Kolumnentitel und Auszeichnungen.
Farbkonzept
Das Magazin soll nicht langweilig oder eintönig sein: deswegen haben wir es so bunt wie möglich gestaltet. Auf geschlechtsspezifische Farbzuweisungen wird dabei strikt verzichtet. Durch hohe Farbkontraste soll die Lesbarkeit für Menschen mit Sehschwächen verbessert werden. Dabei orientiert sich das Konzept an den Farben der Regenbogenflagge, in Kombination mit der Trans-Pride-Flagge, um ein vielfältiges Farbspektrum zu ermöglichen.
Die Farben werden als Auszeichnungen für Info-Boxen, Schriften (Headlines oder Zitate) oder Icons verwendet. Sie dienen außerdem als Codierung der Kapitel im Magazin und erleichtern somit die Orientierung innerhalb des Hefts. Um das Magazin so bunt wie möglich zu gestalten, ist die Verwendung aller Farben in jedem Kapitel willkommen – aber die Primärfarbe des jeweiligen Kapitel soll klar erkennbar sein.
Bildsprache
Ziel bei der Auswahl von Bildern oder Erstellung der Illustrationen war es, Sichtbarkeit für unterschiedliche Personen zu schaffen – das heißt: wir versuchen ein breites Spektrum zu zeigen, in dem sich nicht ausschließlich Personen der dominanzgesellschaftlichen Norm wiederfinden sollen. Dazu soll die binäre Auffassung von Geschlecht aufgebrochen werden.
Fotografie
Wichtiges Kriterium für die Auswahl von Fotografien ist neben Repräsentation auch Authentizität. Bilder sollen ein realistisches Bild der Zielgruppe abbilden, damit diese sich mit den Bildern identifizieren kann.
Illustration
Gerade dann, wenn Bilder aus Bilddatenbanken mit ihren Fotos Diversität nicht ausreichend abbilden, können Situationen und Personen illustrativ dargestellt werden. Explizite (sexuelle) Situationen, Organe oder Objekte können durch Illustrationen abstrahiert dargestellt werden und sind somit geeignet für Kinder und Jugendliche.
Cover
Für “Hey You” haben wir einen eigenen Illustrationsstil entwickelt, der sich durch das ganze Magazin zieht. Auf dem Cover wollten wir gerne viele unterschiedliche jugendliche Personen abbilden. Es war schnell klar, dass wir das am Besten illustrativ verwirklichen, um nicht zu konkret lediglich ein paar Personen abbilden. So sind unsere “Aliens” entstanden – bunte, jugendliche Figuren, die das Farbspektrum von “Hey You” annehmen.
Anatomische Darstellung
Neben Illustrationen von Personen oder Verhütungsmitteln haben wir uns in enger Zusammenarbeit mit Medizinerinnen der Uni Genf und unseren Auftraggeberinnen mit einem Update der anatomischen Darstellungen der Sexualorgane beschäftigt. Viele existierende Darstellung von Sexualorganen haben z. B. die Klitoris nicht abgebildet. Für “Hey You” Magazin haben wir die Darstellungen weiterentwickelt.
Kollaboration
Um Illustrationen aus unterschiedliche Perspektiven zu zeigen, haben wir drei Personen aus unserem Netzwerk beauftragt in ihrem Stil eine Illustration beizusteuern. Wir bedanken uns bei Jane Schüler (Illustration Kapiteleinstieg “Körper”), Jonas Cleve (Illustration Kapitel “Wer bin ich?”) und Jana van Thiel (Illustration Kapitel “Gefühle”) für die tolle Zusammenarbeit. Auch aus der Sicht der Zielgruppe kamen die grafische Abwechslung gut an!
Layout
Das Endformat des Hefts ist 20 x 28,5cm. Damit ist es etwas kleiner als ein DIN A4-Blatt: so bietet es ausreichend Platz, bleibt aber handlich. Es passt gut in eine (Schul-)Tasche. Und es orientiert sich an gängigen Formaten von (Jugend-)Magazinen, z. B. der “Bravo”.
Anbindung digitaler Medien
Über QR-Codes und zugehörige URLs sind im Heft digitale Beratungsangebote und Kanäle mit weiterführenden Informationen verlinkt. Überall dort, wo eine inhaltliche Vertiefung möglich oder nötig ist, können Leser:innen sich so auch über das Heft hinaus zu bestimmten Themen informieren oder sich Beratung suchen.
Ergebnis
Nach der Entwicklung des Gestaltungskonzepts und der ersten Ausarbeitung der Layouts wurde ein Probedruck des Magazins erstellt. Dieses Heft wurde dann von SGCH mit Schüler:innen getestet, sodass der Gestaltungsansatz direkt mit der Zielgruppe überprüft und das Layout nochmal angepasst werden konnte. Durch die Zusammenarbeit mit Mediziner:innen und Fachpersonen aus verschiedenen Branchen ist die Qualität der Inhalte sehr hoch und aktuell. Außerdem haben auch wir viel dazu gelernt! Als Studio mit queerfeministischem Anspruch wurde das Magazin für uns zu einem echten Herzensprojekt, in das wir viel Arbeit gesteckt haben. Wir sind davon überzeugt, dass das Heft einen echten Mehrwert für Jugendliche – aber auch für Erwachsene – bietet.
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